Dieses Sprichwort vom alten Boccfuzius sollte man in New York immer im Kopf haben. Denn man weiß am Anfang des Tages nie, wie der Tag enden wird. Nachdem ich gestern eine juristische Höchstleistung von transkontinentaler Reichweite und binationaler Bedeutung zu erledigen hatte und dafür den völlig verregneten Tag in voller Breitseite mitnehmen durfte, habe ich mir heute früh gedacht, ich geh erst mittags in die Kanzlei, und wenn ich erst so spät gehe, lohnt es sich nicht mehr eine Krawatte anzulegen. Zwei Stunden später habe ich mir gedacht, hätte ich doch lieber.
Ich bin nämlich auf Arbeit (oder wie man das nennt) angekommen und wurde von meinem Chef zum Essen eingeladen. Er hatte zwei "Deutschinnen" zu Besuch und wollte mit denen Mittag essen gehen und da bot es sich an, mich gleich mit zu nehmen. Eine von denen, arbeitet als Aktientrader an der Frankfurter Börse. Sie ist wohl mit dafür zuständig, wie die Kurse gehandelt werden.
@Vati und Matzi: Habe gleich mal in Auftrag gegeben, dass unsere Infineon- und Siemensaktien mal nach oben schnellen sollen.
Zu Tisch waren wir in einem noblen Italiener, mitten in Manhattan, gleich um die Ecke von dem legendären Hotel Waldorf Astoria, wo im Übrigen die berüchtigte Waldorf-Schule her stammt ;-). Und genau beim Betreten des Restaurants wusste ich, hätte ich doch mal lieber zum Anzug und dem schönen blauen Hemd die Krawatte angelegt. Dann hätte man so in etwa ausgesehen, wie die anderen da. Jetzt weiß ich auch, was man unter Dresscode versteht. Der Code, den der Bocci heut nicht unbedingt verstanden hat. Ein gar kryptischer Code. Ein gutes Essen und eine vom Chef übernommene Rechnung von 200 Dollar später, habe ich dann noch eine ähnliche juristische Höchstleistung, wie am Vortrag verbringen müssen.
@Mutti: Keine Sorge wg. der vergessenen Kleidung, Hayes hatte auch keine an und ein Basecap auf. Also alles klar ;0)
Die juristische Aufgabe von gestern bestand darin, einen Botengang zu übernehmen. Ist zwar nicht unbedingt, für das juristische Weiterkommen entscheidend, aber immerhin bestens geeignet, um Kultur und Stadt weiter kennenzulernen. Ich musste eine sog. Apostille, also eine Beglaubigung, im Department auf State für einen Brief, der nach Serbien gehen sollte, abholen (daher die binationale, transkontinentale Bedeutung; so wird es in etwa in meinem Stationszeugnis lauten).
Heute war ich im Basement vom Empire State Building und habe einen Brief wegbringen müssen. Das war interessant, weil man da die Touristenattraktion schlechthin, von einer anderen Seite kennenlernt. Ich musste nämlich durch die Kellergänge von dem Gebäude gehen, um zum Messenger Center zu kommen.
Gestern bin ich im Übrigen in mein Zimmer gezogen. Hat alles prima geklappt. Hab es wirklich klasse getroffen. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar, weil die Suche zunächst sehr erniedrigend war. Aber das Ausharren hat sich gelohnt. Meine Mitbewohner, er aus Manchester, sie aus Upstate New York, beide ein Paar, sind auch halbwegs nett, allerdings eher nur mit Fernsehschauen und In-sich-rein-fressen beschäftigt. Aber ist nicht schlimm, habe auch noch viele andere Beschäftigungen.
Am Wochenende geht es nach Washington, ich werde meinem Freund Barack einen kleinen Besuch abstatten. Besser als der Hartz 4-Aussenwelle bekomme ich das bestimmt hin.
Liebe Grüße an alle aus dem verregneten New York
Daniel